VfL – FSV Frankfurt

Spendet Becher – rettet Leben!
12. April 2011
Zaunfahnenverbote in der Ostkurve
24. April 2011

Siehe auch: „Zaunfahnenverbote in der Ostkurve“

Beim gestrigen Heimspiel des VfL Osnabrück gegen den FSV Frankfurt verließen wir als Gruppe und mit uns ca. 170 Fans und Ultras kurz nach Anpfiff der Partie das Stadion an der Bremer Brücke. Dazu möchten wir wie folgt Stellung nehmen:

Zur Vorgeschichte:
Zu Beginn der laufenden Spielzeit sind von der Sicherheitskonferenz des VfL Osnabrück, bestehend aus Sicherheitsdienst, Polizei und Vereinsführung, neue Regelungen zum Aufhängen von Zaunfahnen in der Ostkurve erlassen worden. Demnach ist das Anbringen von Zaunfahnen bei ausverkaufter Ostkurve verboten. Begründet wird dieses Verbot damit, dass hinter den Zaunfahnen aufgrund der eingeschränkten Sicht „Leerräume“ entstehen würden und die Fans in die Aufgänge („Mundlöcher“) der Ostkurve ausweichen würden. Diese gelten aber für einen etwaigen Notfall (z.B. einer Massenpanik) als Fluchtwege und müssen daher unbedingt frei bleiben.

Hier gilt es vorab festzuhalten: wir sperren uns nicht grundsätzlich gegen Regelungen und Maßnahmen, die für die Sicherheit der Fans in der Ostkurve sinnvoll sind. Das die Aufgänge freibleiben, macht grundsätzlich durchaus Sinn, auch aus unserer Sicht. Unsinnig, überflüssig und in keinster Weise zielführend (im Bezug auf die Erhöhung der Sicherheit) hingegen ist für uns das Verbot von Zaunfahnen.

Und dies aus folgenden Gründen:

– Hinter unserer Fahne stehen wir. Wir wissen um die eingeschränkte Sicht und nehmen diese in Kauf. Kleine Menschen und Kinder, die unten am Zaun stehen wollen, können auf andere Bereiche der Ostkurve ausweichen. Dies stellt im realen Kurvenleben entgegen der weitverbreiteten Meinung keinerlei Problem dar. Zudem gilt strenggenommen der Bereich unten direkt am Zaun ebenfalls als Fluchtweg und müsste daher eigentlich ebenfalls freigehalten werden. Dies wird – völlig zu Recht – nicht gefordert oder durchgesetzt.

– Ein Ausweichen in die Mundlöcher aufgrund der Zaunfahne gibt es de facto nicht. Einen Video-Beweis den die Sicherheitskonferenz erbringen wollte, gab es bisher nicht. Vielmehr können wir anhand von Video- und Fotomaterial das Gegenteil beweisen. Eine Konzentration auf den Aufgang neben unserem Block ergibt sich vielmehr durch die zentrale Lage in der Kurve.

– Auf das „Problem“ mit den Aufgängen hingewiesen, achten wir vermehrt in Eigenregie darauf, dass diese frei bleiben. Sowohl durch direkt Ansagen, als auch durch Durchsagen über das Megafon erreichen wir, dass die Fans in die Blöcke rücken – was ebenfalls in unserem Interesse ist. Die Leute, die in den Aufgängen stehen bleiben sind größtenteils Ordner und Polizisten.

Diese Gründe und weitere für uns nicht nachzuvollziehende, einschränkende Maßnahmen (als Beispiele seien hier nur kurz Verbote von Flyern und von unserem Info Stand genannt) erzeugen bei uns den Eindruck, dass das Verbot von Zaunfahnen keineswegs aus sicherheitsrelevanten Gründen erfolgt, sondern lediglich dem profanen Grund der Schikane dient. Als Zeichen des Protests gegen diese Regelung hing unsere Zaunfahne – im Übrigen bei jedem Spiel – verkehrt herum.

zaunfahnen_heimspiel

Der gestrige Spieltag:
Bereits bei der ersten Kontrolle an den Stadiontoren wurden wir von Ordnern darauf hingewiesen, dass es heute „ungemütlich“ werden könne, falls wir unsere Zaunfahne aufhängen würden, da der Sicherheitsdienst und die Polizei den Auftrag hätten dies zu unterbinden. Ebenfalls war eine hohe Präsenz von Bediensteten des Sicherheitsdienstes „Buchholz“, zusätzlich zu den normalen VfL-Ordnern, in direkter Nähe zu unserem Block auffällig. Um diese angespannte Situation zu entschärfen, baten wir um ein kurzfristiges Gespräch mit dem Veranstaltungsleiter Ralf Heskamp, welches ca. 15 Minuten vor Anpfiff der Partie stattfand. Dieser versicherte uns, dass es von Vereinsseite keinen expliziten Auftrag gäbe die Zaunfahnen abzuhängen.

Über die bestehenden Regelungen und Verbote hinaus, gäbe es keine weiteren Maßnahmen. Ob die Ostkurve ausverkauft sei, wisse er nicht. Als wir dann zu Beginn des Spiels unsere Fahne aufhängten, bot sich uns allerdings ein völlig anderes Bild. Unverzüglich und zielstrebig versuchten die „Buchholz-Ordner“ an unsere Fahne zu gelangen. Vom Chef des Sicherheitsdienstes wurde uns mitgeteilt, dass wir „3 Minuten Zeit hätten, die Fahne abzuhängen, bevor die Polizei in den Block käme“. Um eine totale Eskalation der Lage zu vermeiden, entschieden wir uns schweren Herzens dazu die Zaunfahne abzuhängen und die Kurve geschlossen zu verlassen. Spontan solidarisierten sich ca. 170 VfL Fans und Ultras mit uns und verließen ebenfalls unter solidarischen Gesängen der Ostkurve das Stadion. Daraufhin zogen wir lautstark protestierend die Bremer Straße entlang bis zum Neumarkt.
Diese Aktion richtete sich also ausdrücklich nicht gegen die sportliche Leistung der Mannschaft. Über unser Vorgehen haben wir die Vereinsführung informiert.

vfl_fsv_stadt

Was bleibt:
Das sind offene Fragen. Warum werden Freiheiten der Fankurve vom eigenen Verein derart drastisch beschnitten? Warum ist man anscheinend bereit, diese umstrittenen Verbote notfalls auch mit Gewalt gegen die eigene Fankurve durchzusetzen? Warum wird auf der einen Seite immer wieder der Zusammenhalt beschworen, die „uneingeschränkte Unterstützung“ eingefordert und auf der anderen Seite Fans und Ultras eingeschränkt und drangsaliert?

Wir erwarten und fordern ein klares Bekenntnis des VfL zu seinen Fans, welches über die üblichen Floskeln hinausgeht und vor allem auch konkret durch Taten umgesetzt wird. Dies kann unserer Meinung nach nur bedeuten: Schluss mit den Zaunfahnenverboten! Schluss mit den willkürlichen Einschränkungen und Verboten generell gegenüber Fans im Stadion an der Bremer Brücke und unserer Gruppe im Speziellen!

Für freie Kurven und den Erhalt von Fankultur!