Stellungnahme der aktiven Fanszene zum geplanten Fanprojekt in Osnabrück

Aktionsspieltag
9. September 2010
Ein Tag mit der Violet Crew
25. September 2010

Hintergrund

Seit fast einem Jahr gibt es auch in Osnabrück Planungen verschiedener Institutionen, ein sozialpädagogisches Fanprojekt vor Ort einzurichten. Diese Einrichtung bedarf insbesondere deswegen einer längeren Planung, weil derartige sozialpädagogische Fanprojekte in der Regel durch eine Drittelfinanzierung von Bundesland, Stadt und DFB/DFL realisiert werden. Hierzu ist somit – unter anderem – auch eine Zustimmung der Stadt Osnabrück erforderlich.
Es ist allerdings davon auszugehen, dass diese Zustimmung erfolgen wird, da die Polizei Osnabrück bereits in einer Sitzung des Jugendhilfeausschusses der Stadt ihre Sichtweise der VfL Fanszene vorgetragen hat. Hierbei wurde anscheinend ganze Arbeit geleistet und bei den städtischen Ratsmitgliedern der Eindruck erweckt, dass in den nächsten Jahren wildgewordene jugendliche Hooliganhorden die schöne Friedensstadt in Schutt und Asche legen werden, wenn nicht dringend ein Fanprojekt ins Leben gerufen wird.
In einer erneuten Sitzung des Jugendhilfeausschusses der Stadt Osnabrück sollte am 08.09. nun seitens der Parteien eine Beschlussempfehlung an den Rat verabschiedet werden. Bemerkenswert hierbei war, dass inhaltliche Fragen zum Fanprojekt kaum diskutiert wurden, sondern lediglich die Frage, welche Institution als Träger des Fanprojekts fungieren soll. Hierfür standen die Optionen „Stadt Osnabrück“ bzw. „Caritas/Diakonie“ zur Debatte. Aufgrund unterschiedlicher Ansichten der Parteien im Rat wurde die Beschlussfassung letztendlich vertagt und wird aller Voraussicht nach nun im November erfolgen.

Unsere Sicht der Dinge

Zu allererst: Wir sind keineswegs gegen die Einrichtung eines Fanprojektes.
Wir sind sogar überzeugt, dass ein Fanprojekt für unsere Fanszene gut und sinnvoll sein kann, sofern bestimmte Bedingungen bei der Planung, Einrichtung und letztendlich natürlich auch bei der konkreten Arbeit des Fanprojektes erfüllt werden.
Erste und wichtigste Bedingung ist für uns die Einbindung der Fanszene und der aktive Dialog mit der Fanszene. Dabei ist eines klarzustellen: Ein sozialpädagogisches Fanprojekt soll nicht durch unkritischen Lobbyismus für die Fans agieren, denn dann wäre die Akzeptanz des Fanprojekts ausserhalb der Fanszene sehr gering.
Wird ein Fanprojekt allerdings völlig an der aktiven Fanszene vorbeigeplant, dann wird die Akzeptanz bei denjenigen Leuten die das Projekt erreichen soll (nämlich uns Fans) gleich null sein. Und weil bis heute so gut wie keine Institution, die an der Planung beteiligt ist, in einem offiziellen Rahmen mit den aktiven Fans zum Thema gesprochen, geschweige denn diskutiert hat, besteht bei uns das ungute Gefühl, dass das Fanprojekt Osnabrück nun tatsächlich an der aktiven Fanszene vorbeigeplant wird.

Wir würden uns deshalb von den beteiligten Institutionen und insbesondere den zuständigen Mitgliedern im Jugendhilfeausschuss der Stadt Osnabrück wünschen, dass sie sich endlich auch mit der aktiven Fanszene inhaltlich mehr auseinanderzusetzen und auch den Dialog mit uns Fans suchen.

Wenn allerdings weiterhin bei der Planung nur einseitig die Sichtweise der Polizei einbezogen wird, wenn die Polizei nun versucht den Fans einseitig die Schuld für ihre gescheiterten „Null-Toleranz-Strategien“ und das schlechter gewordene Verhältnis Fans/Polizei zu geben und dann möglicherweise noch darüber hinaus versucht die offensichtlich missglückten Verhörtaktiken ihrer SKBs durch neue Verhörtaktiken indoktrinierter Polizeisozialarbeiter zu ersetzen und wenn die städtische Politik weiterhin nur insofern darauf reagiert, dass lediglich um die Ausübung der Trägerschaft gestritten wird, dann wird das Fanprojekt in Osnabrück scheitern.

Allein die Tatsachen, dass städtische Einrichtungen und Mitarbeiter dieser Einrichtungen seit Jahren wichtige Ansprechpartner in der Fanszene sind, dass bereits in der Vergangenheit hervorragende Kooperationen stattgefunden haben und dass ein Fanprojekt in städtischer Trägerschaft wesentlich besser vermitteln und respektvoll auf Augenhöhe mit allen Beteiligten diskutieren kann, zeigen, dass die Träger-Frage auf inhaltlicher Ebene und ohne Partei-Brille betrachtet eigentlich klar sein muss und dass es in der kommunalpolitischen Debatte hier weniger um inhaltliche Fragen, als vielmehr um ein lobbyistisches Geschacher um die Trägerschaft geht.

Dieses muss aufhören, die Verantwortlichen sollen endlich beginnen inhaltlich zu diskutieren, alle (auch uns Fans) in die Planungen einzubinden und das Fanprojekt in Osnabrück nicht von Anfang an scheitern zu lassen.

Die aktive Fanszene in Osnabrück ist beim Thema Fanprojekt (noch) zum Dialog bereit.
Und gemeinsam sollten alle Beteiligten diesen Weg wählen, denn sonst wird eine große Chance für eine positive Entwicklung von Fanszene und Fankultur leichtfertig vergeben.

Fanszene Osnabrück im September 2010