Rechenspiele: zu Geisterspielen in der 2.Bundesliga

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Der Ball rollt wieder! Abgesehen davon, läuft aber gar nichts rund um den Profifußball. Die Entscheidung, die Saison der ersten beiden deutschen Profiligen in Zeiten der Corona-Krise fortzusetzen, zeigt schonungslos, dass sich der Fußball in aller erster Linie um sich selbst dreht und die Fliehkräfte dieses Systems zu stark und die Verantwortlichen zu schwach sind, um solidarisch und verantwortungsvoll in einer gesamtgesellschaftlichen Krise zu agieren.

Karl-Heinz Rummenigge hat wohl selten den Nagel so auf den Kopf getroffen, wie mit seinem mittlerweile schon häufig herangezogenen Zitat „am Ende geht es auch ums Geld“. Streiche das „Auch“ und wir sind beim Kern der Debatte, der Argumentation und des Geschäfts um die Wiederaufnahme des Spielbetriebes. Eigentlich wohl überflüssig zu erwähnen, dass es zynisch ist, in einer Pandemie davon zu sprechen, dass es auch – hier gemeint als vorrangig – ums Geld gehe. Darum, und um die Verantwortung für die Gesundheit vieler in diesem Land.

Der wirtschaftliche Faktor wird nun genannt, um das unserer Meinung nach unverantwortliche Handeln der DFL zu rechtfertigen. Der einzige Ausweg aus der durch die Pandemie erwachsenen Finanzkrise sei der Weg zurück ins Pay-TV. Das mag in dem geschaffenen System tatsächlich so anmuten, wenn Profivereine eine Unterbrechung der Saison nicht einmal kurzfristig überleben können. Es legt jedoch auch offen, dass weder die DFL noch Privatsender in der Lage sind, über ihren Tellerrand zu blicken und leider auch, welche Rolle die Interessen von Fußballfans in diesem Kartenhaus spielen: keine.

Richtig ist allerdings, dass eine Rückkehr zu einem normalen Spielbetrieb mit gefüllten Stadien zurzeit undenkbar ist. Deshalb hat sich die Violet Crew schon länger eindeutig positioniert: Wir lehnen als Konsequenz daraus eine Fortsetzung der Saison zu diesem Zeitpunkt ab und werden den Spielbetrieb in dieser Form, in der Fußballspiele zu Rechenspielen werden, nicht unterstützen. Dieser Schritt bezieht sich sowohl auf mögliche Aktionen von Seiten der Fanszene, als auch auf etwaige Marketing-Kampagnen unseres Vereins.

Wir haben zu Anfang der Saison angekündigt, dass wir maximal sein wollen. Diesem Credo werden wir nur gerecht, wenn wir uns an unserem Anspruch messen lassen, zu unseren Werten zu stehen, nicht blind zu folgen, sondern aus voller Überzeugung alles zu geben. Das ist in der jetzigen Situation nicht möglich, weshalb wir uns zu diesem Schritt entschieden haben. Dennoch wünschen wir der Mannschaft absoluten sportlichen Erfolg.

Mit unserer Position sind wir jedoch nicht allein. Wie groß der Widerstand gegen die Auswüchse des modernen Fußballs in der jetzigen Situation ist, zeigen die Veröffentlichungen der verschiedenen Fanorganisationen und Fanszenen Deutschlands. Des Weiteren möchten wir an dieser Stelle auf die Stellungnahme der gesamten europäischen Ultra-Gruppen verweisen, die vor allem von den gebeutelten Ultras aus Italien initiiert wurde.

Ein solches Zeichen der Solidarität hätten wir uns auch von der DFL und den Verantwortlichen der Vereine gewünscht. Bleibt nur zu hoffen, dass der Profifußball die Krise auch als Chance versteht, das kranke System des modernen Fußballs langfristig auf gesündere Beine zu stellen. Für einen Fußball, der den Fans gehört, der für die Fans gespielt wird, und in dem Solidarität und Solidität über kurzfristigen Profit und Risiko gehen.

Violet Crew im Mai 2020