Polizei verursacht Eskalation vor dem Spiel in Ahlen

VfL Osnabrück – FC Hansa Rostock
28. April 2009

Am Sonntag, den 07.12.2008 trat der VfL Osnabrück zum Auswärtsspiel in Ahlen an, gefolgt von ca. 4000 Osnabrücker Anhängern. Neben zahlreichen Autos, mehreren Bussen und einem Sonderzug wählten mehrere hundert VfL-Fans die Anreise per Regionalbahn.

Die Anreise verlief trotz zum Teil stark überfüllter Züge und trotz eines Umstiegs in Münster entspannt und ohne besondere Vorkommnisse. In Ahlen erwartete die Zugfahrer dann das 17.BPH aus Münster unter Zugführung von Polizeihauptkommissar Tölle, um alle Osnabrücker vom Bahnhof bis zum Gästeblock zu begleiten. Auch dies wurde von allen Zugfahrern ohne Widerstand akzeptiert, es gab weder Absetzversuche einzelner Personen noch sonstige Versuche sich dem Schutz (oder besser gesagt der Überwachung) durch die Polizei zu entziehen.

Offensichtliches Ansinnen so gut wie aller Osnabrücker Zugfahrer war es, ohne Zwischenfälle zügig zum Stadion zu kommen um dort mit einem guten Auftritt im Block den VfL bestmöglich zu unterstützen. Leider verhinderte dies die in Ahlen eingesetzte Polizei: Nachdem es einige Osnabrücker tatsächlich wagten, statt auf dem Gehweg einen sehr kurzen Abschnitt auf der Straße zu gehen, schritten die Beamten sofort ein und versuchten eine Person festzunehmen. Aufgrund der offensichtlichen Unverhältnismäßigkeit dieses Einschreitens, bildete sich schnell eine Menschentraube um den Betroffenen. Viele wollten hier einfach schlichten und damit verhindern, dass einer ihrer Freunde nahezu grundlos verhaftet wird. Für die Polizei wäre es

1. kein Problem gewesen, den Betroffenen zu einem späteren Zeitpunkt, ohne Tumult und damit wesentlich deeskalierender „herauszufischen“

2. wäre es kein Problem gewesen, einfach anhand der 4 (!) auf die Situation gerichteten Videokameras die Person später zu identifizieren.

3. hätte die Polizei den wenige Meter entfernt stehenden Osnabrücker Zivilpolizisten als Vermittler in dieser Situation einschalten können.

All dies geschah nicht, sondern die Polizei führte die Eskalation bewusst weiter herbei, indem nun Fäuste und Knüppel gegen die umstehenden Osnabrücker geschwungen wurden. Ergebnis waren mehrere leicht verletzte Fans und ein schwer verletzter Fan, der durch den Schlagstockeinsatz eine bis auf den Schädelknochen reichende Platzwunde auf der Stirn (8 Stiche Naht) und eine weitere Platzwunde an der Seite des Kopfes, welche mit einer Klammernaht versehen werden musste, davontrug. Zudem erlitt ein Polizist eine gebrochene Nase.

Als die umstehenden Fans, geschockt aufgrund der stark blutenden Wunde ihres Freundes, nach einem Notarzt verlangten, wurde dies von den beteiligten Polizeibeamten nur mit „Ihr habt doch alle selber Handys.“ beantwortet. Erst einige Zeit später wurde der verletzte Fan aus dem Kessel herausgeführt und die Erstversorgung ermöglicht. Anschließend wurde er in das Ahlener Krankenhaus eingeliefert.

In dieser Situation wurde zudem noch ein Osnabrücker Fan festgenommen und mit auf das Ahlener Polizeirevier genommen. Hier wurde der erst 16-jährige dazu genötigt, sich vor den Polizeibeamten komplett (!) zu entkleiden. Auf die Weigerung sich weiter als bis auf die Unterhose auszuziehen, erwiderten die Beamten, dass man ihm „dann leider zwei Rippen brechen müsse“. Aus Angst kam der jugendliche Fan daraufhin der Forderung nach.

Nachdem sich die verbleibende Gruppe Osnabrücker Fans wieder in Richtung Wersestadion in Bewegung gesetzt hatte, konnten Einige hören, wie sich Polizeibeamte mit Aussagen wie: „Erst wurde da nen bisschen geschubst, dann ging’s richtig los. Den einen hat’s richtig erwischt, der hat zwei Platzwunden, bei der einen kannste bis aufs Kleinhirn gucken“ offensichtlich auch noch über die schwere Verletzung des Osnabrückers amüsierten.

Was neben dem Schock über das unglaublich brutale Einschreiten der Polizisten bleibt, sind zwei Anzeigen gegen Osnabrücker Fans wegen Körperverletzung und Landfriedensbruch.

Rechtliche Schritte und mögliche Gegenanzeigen werden bereits geprüft. Darüber hinaus hoffen wir auf Solidarität mit den Betroffenen innerhalb der Fanszene.

Fansmedia Osnabrück, 11.Dezember 2008