Aktionsspieltag

Zum Erhalt der Fankultur
25. August 2010
Stellungnahme der aktiven Fanszene zum geplanten Fanprojekt in Osnabrück
17. September 2010

„Amateurteams raus aus Liga 3!“ Diese Parole hat wohl jeder VfL-Fan schon einmal gehört oder bei den unzähligen Begegnungen der Lila-Weißen gegen die Reservemannschaften der Erst- und Zweitligisten in der Ostkurve oder im Gästeblock gesehen. Die Fanschar des VfL Osnabrück war eine der ersten, die das Problem erkannten und durch lautstarken Protest auffielen. Neben der stetigen Präsenz der Ablehnung bei Spielen gegen Amateurteams gab es in Osnabrück anlässlich des DFB-Bundestags in Osnabrück 2004 eine Demonstration gegen diesen Missstand im deutschen Fußball.

All dem zum Trotz änderte sich nicht viel an der Situation. Im Gegenteil: Eine Normalisierung trat ein, aus den „Amateuren“ wurden die „Zweiten“ und von vielen wurden die als Liga-Alltag hingenommen. Zwar gab es jetzt die Vorgabe vor allem den Nachwuchs zu fördern und somit eine U23 zu bilden, doch eine grundlegende Verbesserung oder Reform trat nicht ein. So bildete sich gerade bei den aktiven Fanszenen der 3. Liga und der jetzigen Regionalligen mehr und mehr Widerstand. Hieraus entstand in diesem Jahr eine bundesweite Initiative: Pro Regionalliga-Reform 2012!

Aber was genau steckt hinter dieser Initiative und warum sollte das uns als Fans eines Zweitligisten interessieren? Zunächst wollen wir Euch euch erst einmal die Internetpräsenz www.pro-regionalliga-reform-20 12.de ans Herz legen. Hier findet Ihr neben Informationen zur Initiative, auch eine Unterstützerliste, in die sich neben vielen Fanclubs und Gruppen auch einige Vereine eingetragen haben, die von den Amateurteams betroffen sind, eine Diskussionsplattform und, das Wichtigste, die Petition, die jeder von uns unterschreiben sollte, denn allein hierdurch kann Druck auf den DFB aufgebaut und eine Reform errungen werden.
Osnabrück, als einer der Vorreiter des Protest, sollte sich auch als neuer Zweitligist weiter für eine Reform engagieren. Sowohl Fans als auch Vorstand! Zwar wünscht sich keiner von uns einen erneuten Abstieg, nachdem wir ein Jahrzehnt voller Höhen und Tiefen hatte, aber gerade deshalb muss man realistisch bleiben. Die Problematik ist also näher als man zunächst denkt. Wir als Fans des Fußballs und nicht nur eines Vereins stehen also in der Pflicht nicht nur vor der eigenen Tür zu kehren, sondern auch über den Tellerrand zu blicken und Missstände aufzuzeigen und zu bekämpfen. Daher richtet sich unser Protest auch gegen die Situation noch eine Klasse tiefer, in die Regionalligen.

Schaut man sich dort den Spielplan an, wird einem schwindelig: Sage und schreibe zehn Amateurteams bei insgesamt 18 Mannschaften befinden sich in der Regionalliga West. In den anderen beiden Ligen Nord und Süd sieht es nur unbedeutend besser aus. Doch wo liegt hier das grundlegende Problem?

Fakt ist, die Zweitvertretungen der Profimannschaften erwecken bei den Fans nicht gerade das Höchste der Gefühle. Nur ungern erinnert man sich an die letzte Saison, in der wir gegen die Zweite vom VfB Stuttgart ran mussten. Während die erste Mannschaft des VfB gegen XXXX spielte, fanden sich in Osnabrück keine 30 Gästefans ein. Auch in Dortmund, als wir einen riesigen Schritt in Richtung Aufstieg machten, sorgten lediglich die 8000 Osnabrücker für einen grandiosen Tag, auf der anderen Seite herrschte in dem weiten Rund Tristesse. Zu einem Fußballspiel gehören aber gerade beide Seiten, Emotionen, ein Hexenkessel, bei dem man sich mit den anderen Fans messen kann und man sich doppelt freuen kann, wenn die eigene Unterstützung der Mannschaft, die des Gegners übertrumpft. Seltene Ausnahmen sind die Spieltage, an denen die ersten Mannschaften spielfrei haben oder so etwas wie eine Fanszene bei den Amateuren existiert (Bayern München II), dies ist aber gerade bei den gebeutelten Regionalliga-Teams ein Ding der Seltenheit.

Könnte man sich nun noch damit arrangieren, dass man lediglich einen unattraktiven Gegner auf den Rängen hat, spielte man doch oft genug gegen Vereine wie den SV Sandhausen oder den FC Ingolstadt, bei denen auch nichts los ist, spielt noch ein anderer Punkt eine gewichtige Rolle, nämlich der finanzielle! Gerade in der 4. Liga wird jeder Cent zweimal umgedreht, geht es hier doch für einige Traditionsvereine um das blanke Überleben. Im Gegensatz zur 1. Bundesliga sind Eintrittsgelder keine Zusatzeinnahme, sondern ein wichtiger Teil zur wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit, fehlen doch oft genug Sponsoren, eine starke Marketing-Abteilung oder TV-Einnahmen. Wenn nun also die Hälfte der Teams so gut wie keine Gästefans mitbringt, fällt dieser Verlust in den Zuschauereinnahmen (weniger Gewinn im Catering etc.) durchaus ins Gewicht.
Traurige Beispiele des Absturzes von Traditionsvereinen sind sicherlich Rot-Weiss Essen, Waldhof Mannheim, Fortuna Köln oder SSV Reutlingen. Natürlich wäre es zu einfach zu sagen, diese Entwicklung rühre einzig und allein durch die Amateurteams, aber eine Mitschuld tragen sie mit Sicherheit, verdrängen sie doch mit der Zeit die alt eingesessenen Vereine.

Auch der sportliche Aspekt muss beleuchtet werden: Oft genug spielen in den sogenannten U23-Teams gestandene Profis und Stammspieler aus der ersten Mannschaft, um Spielpraxis nach einer Verletzung oder längeren Pause zu sammeln. Auch dies verzerrt den Wettbewerb ungemein. Gerade bei Mannschaften wie dem FC Bayern ist es offensichtlich: Star-Spieler, die eben noch in der Champions League gekickt haben, dürfen nicht in der Zweiten auflaufen!

Zwei Punkte sind also ausschlaggebend für die Befürwortung einer Umstrukturierung der Regionalligen: Fairer Wettbewerb und eine attraktive Liga. Fakt ist, dass Amateurteams eine finanzstarke Kraft im Rücken haben und somit das wirtschaftliche Überleben gesichert ist, da das Lizenzierungsverfahren für diese Clubs keine Rolle mehr spielt und darüber hinaus talentierte und junge Spieler von den Traditionsvereinen abgeschöpft werden, gerade weil durch das Geld auch eine bessere Jugendarbeit möglich ist. Trotzdem mangelt es an Anziehungskraft, welche die Leute ins Stadion treibt. Doch genau diese benötigen gebeutelte Clubs dringend. So kommt es, dass sportliche Absteiger rar werden und selbst Aufsteiger aus den Oberligen mit einem ungeheuren Lizenzierungswahn konfrontiert werden.

Lösen können diese Problematik nur die einzelnen Verbände wie DFB und DFL. An sie muss sich daher der Protest richten, doch auch konstruktive Vorschläge zur Verbesserung der Situation sind von Nöten. Daher fordern wir eine eigene Liga für die U23-Mannschaften der großen Proficlubs, in der der Wettbewerbsgedanke aufrecht erhalten wird, es jedoch keine Berührungspunkte mehr mit den Traditionsvereinen gibt! Mehr Wettbewerb innerhalb der Liga und eine höhere Chance auf sportlichen Aufstieg! Finanzielle und technische Auflagen im Rahmen des Lizenzierungsverfahren, die für die jeweiligen „kleineren“ Vereinen realistisch und erfüllbar sind!

Es ist also an der Zeit: Setze auch Du Dich für eine Regionalliga-Reform ein und unterschreibe die Petition im Stadion! Werde aktiv und trage Deinen Teil dazu bei! Lasst uns Druck auf „die da oben“ ausüben! Es geht uns alle an!