AG Fandialog

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Zum Erhalt der Fankultur
25. August 2010

Fanvertreter enttäuscht über AG Fandialog
Fanorganisationen ProFans, Unsere Kurve, BAFF und F_in reagieren auf die
Entwicklung und erwägen Ausstieg zur Winterpause

Hamburg, 18. August 2010 – Nach fast drei Jahren kann seitens der
Fanorganisationen über die bisherige Arbeit innerhalb der AG Fandialog,
zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Deutschen Fußball Liga
(DFL) auf der einen Seite und den Fanorganisationen auf der anderen, kein
positives Resümee gezogen werden.

Ursprünglich wurde die Arbeitsgruppe Fandialog ins Leben gerufen, um die
gemeinsam erarbeiteten Themen des DFB-Fankongress 2007 in Leipzig im
Nachgang zu diskutieren und umzusetzen sowie den Dialog zwischen Fans und
Offiziellen zu verbessern und zeitnah sowie aktuell zu halten. Die Realität
sieht leider ganz anders aus.

„Unsere Kurve“-Teilnehmer Mathias Scheurer äußert sich aufgrund seiner
Erfahrungen wie folgt: „Diskussionen bei für uns wichtigen Themen verlaufen
ergebnislos. Entweder werden Zuständigkeiten von offizieller Seite munter
hin und her geschoben oder es mangelt schlicht an der Entscheidungsbefugnis
der beteiligten Personen. Dies dokumentiert den Stellenwert dieser
Arbeitsgruppe bei DFB und DFL. Ich vermisse bei den beteiligten Verbänden
die notwendige Ernsthaftigkeit, sich wirklich mit brennenden Themen
zu beschäftigen und die Bereitschaft, wirklich etwas im Sinne der
Fans verändern zu wollen. Das Marketinginstrument „Fanclub
Nationalmannschaft sponsored by…“ genießt offenbar eine höhere Priorität
als die Lösung dringender Probleme im Fußball-Tagesgeschäft. Solange dies
so bleibt, stellt sich die Frage, ob die Teilnahme an der AG überhaupt
einen Sinn ergibt.“

Bei dem kleinsten Fehlverhalten von Fanseite wird nicht mit, sondern meist
über uns geredet. Wird dies kritisiert, verweist man auf den „Fanvertreter“
von der KOS oder auf Fanbeauftragte. Noch einmal in aller Deutlichkeit: Wir
wissen deren Arbeit wirklich zu schätzen, aber es sind KEINE Fanvertreter
sondern bezahlte Fanbetreuer! Es werden drastische Strafen an komplette
Fanszenen für individuelle Fehler Einzelner verhängt. Verringerung der
Kartenkontingente für Gästefans, Sitzplatzzwang, Ausweiszwang,
Polizeikessel, schikanöse und entwürdigende Behandlung von Gästefans, all
das ist eine pauschale Kriminalisierung aller Fans des entsprechenden
Vereins. Eine Vorgehensweise, die dem entgegensteht, was der gesunde
Menschenverstand fordert, nämlich Differenzierung und Einzelfallprüfung.

Warum all dies stattfindet, obwohl mit der AG Fandialog eigentlich ein
Medium geschaffen wurde, in dem über aktuelle Entwicklungen gemeinsam
diskutiert werden sollte, können wir in keinster Weise nachvollziehen.

Nicole Selmer, konstante Teilnehmerin für F_in, sieht das ebenfalls
kritisch: „Viele Themen, die wir versucht haben anzusprechen, scheinen den
„Raum AG Fandialog“ niemals zu verlassen. Und auch sonst scheint niemand
ernsthaft an einem Dialog interessiert zu sein. Wie sonst ist es zu
erklären, dass wir vier oder fünf Mal dieselbe Anfrage stellen und jedes
Mal die Reaktion lautet „Interessante Idee, wir werden das prüfen“.

Weiterhin muss klar gestellt werden, dass die offenen Themen des
Fankongress 2007 bislang nicht abgearbeitet wurden (siehe:
www.profans.de/pressemitteilung/250607pressefankongress.htm). Wir haben
hier vehement darauf gedrängt und hingewiesen, leider ohne Erfolg. Skurril
wurde es, als vom DFB ohne weitere Begründung verkündet wurde, die offenen
Punkte seien alle erledigt. Wir wissen natürlich, dass nicht alle unsere
Wünsche und Forderungen umgesetzt werden können, aber mehr als ein
„erledigt“ auf unsere Fragen erwarten wir als Antwort definitiv.
Grundsätzlich gehen wir auch davon aus, dass alle Themenfelder vorab
ergebnisoffen in der AG Fandialog diskutiert werden.

Bezeichnend in der aktuellen Situation ist, dass feste Zusagen von
offizieller Seite nicht eingehalten werden. Seit knapp 1,5 Jahren wird uns
versprochen an einer offiziellen Spieltagsterminierung der DFL teilnehmen
zu können. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als die Anstoßzeiten reformiert
werden sollten und neue Fernsehverträge zur Verhandlung anstanden. Nachdem
wir monatelang versuchten einen Termin zu bekommen, wurde uns jetzt doch
eine Absage erteilt – aus Datenschutzgründen. Dieses und die ausbleibende
Unterbreitung von Lösungs- oder Alternativvorschlägen führt dazu, dass sich
der Verdacht erhärtet, dass die Zusage nur getätigt wurde, um den damaligen
groß angelegten Fanprotesten den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Festzuhalten bleibt, dass die Anstoßzeiten weiter zerstückelt und
fanunfreundlicher wurden und die TV-Verträge in trockenen Tüchern sind. Die
Hinhalte- und Einlullungstaktik der DFL hat somit funktioniert!

In der AG Fandialog wurde von unserer Seite auch das Thema
Musterstadionordnung angesprochen. Diese stellt ein Grundgerüst des DFB für
die Vereine dar, an der viele sich orientieren, z.B. welche Fanutensilien
(Fahnen, Doppelhalter) erlaubt werden. Hierzu wurde gemeinsam in der AG
Fandialog festgestellt, dass diese nicht fan- und zeitgemäß sei und wir
wurden aufgefordert unsere Vorschläge auf offiziellem Wege einzureichen,
was wir auch getan haben. Nach mehreren Monaten des Wartens wurde uns dann
kurz und knapp mitgeteilt, dass keine Änderungen an der
Musterstadionordnung geplant sind. Bemerkenswert, wo doch die einhellige
Meinung war, dass Änderungen erforderlich sind.

Die Stadionverbotsrichtlinien des DFB wurden im November 2009 ohne jegliche
Information der Fanorganisationen geändert. Auch wenn die
Stadionverbotsrichtlinien beständig Thema bei den AG Fandialog Sitzungen
sowie anderen Gesprächsrunden waren, hat der DFB anscheinend nicht
realisiert, wie wichtig und sensibel dieses Thema ist. Auf Nachfrage, warum
hier keine Information erfolgte, wurde uns nur mitgeteilt, dass nicht alle
Änderungen der Richtlinien offiziell beworben würden.

Diese drei Beispiele sind bedauerlicherweise nur die Spitze des Eisbergs.
Diese gesamten Geschehnisse rund um die AG Fandialog können wir nicht
länger hinnehmen!

Sandra Schwedler von ProFans bestätigt: „Angesichts des Stillstandes in der
AG Fandialog muss ProFans auch einen Ausstieg aus selbiger in Erwägung
ziehen. Eine Runde, die keine Ergebnisse beinhaltet, in der wir ganz
offensichtlich durch die Verantwortlichen lediglich als Bittsteller, nicht
aber als Gesprächspartner auf Augenhöhe wahrgenommen werden, hat keinen
Sinn.“

Wir sind an einem konstruktiven Dialog auf Augenhöhe natürlich weiterhin
interessiert und auch bereit mitzuarbeiten. So wie es momentan abläuft,
kann es jedoch definitiv nicht weitergehen!

Wir erwarten von DFB und DFL, dass der Terminvorschlag für die kommende
Sitzung im September zurückgezogen und innerhalb der beiden Verbände
ernsthafte Diskussionen über eine Veränderung bei der AG Fandialog geführt
werden.

Änderungen an der momentanen Struktur und Arbeitsweise der AG Fandialog
werden nun bereits seit fast zwei Jahren versprochen. Sollte sich daher bis
zur Winterpause der aktuellen Saison 2010/2011 nichts ändern, werden die
oben genannten Fanorganisationen die AG Fandialog verlassen und keine
Vertreter mehr zu den Sitzungen schicken.

Dieses Mal erwarten die Fanorganisationen Ergebnisse und keine leeren
Versprechungen!

Weitere Informationen:
ProFans: Philipp Markhardt. presse@profans.de
Unsere Kurve: Mathias Scheurer, info@unserekurve.de
BAFF: Johannes Stender, info@aktive-fans.de
F_in: Nicole Selmer, info@f-in.org